PRAXIS FÜR BIOENERGETIK
ALICE MOLL | BERLIN
BIOENERGETISCHE ANALYSE
ist der korrekte Name für die Therapiemethode, die Alexander Lowen entwickelt hat. Dieser Name kennzeichnet die Bioenergetik, die von den autorisierten Instituten vertreten und gelehrt wird. Die Ausbildung umfasst 4 Jahre Grundausbildung und eine anschließende, meist mehrjährige Zertifizierungs-Phase. Das offizielle Abschluß-Zertifikat nennt sich „CBT“.
Mehr Informationen in der folgenden Kurzdarstellung und in der ausführlichen Darstellung.
Kurzdarstellung
Unsere „Lebens-Haltung“ ist uns oft nicht bewußt. Dennoch ist sie der Filter, durch den wir die Welt wahrnehmen und zugleich der Rahmen, innerhalb dessen wir uns entfalten können. Sie beeinflußt unser Leben in allen wichtigen Bereichen wie Beruf, Partnerschaft u.s.w.
Was wir als unsere Persönlichkeit erleben, ist letztlich ein Kompromiß zwischen unserem natürlichen Wesen und den Anforderungen der Umwelt, der wir uns im Laufe unseres Lebens – insbesondere unserer frühen Kindheit – anpassen mußten. Diese Anpassung geschieht auch im Körper. Meist ist sie mit einem Verlust an Lebendigkeit und Energie verbunden. Wir entwickeln einen Schutzpanzer, der uns das „Funktionieren“ ermöglicht – und erleben, wie wir zugleich unsere freie Entfaltung blockieren und in bestimmten Verhaltensmustern gefangen sind.
„Panzer“ ist ganz wörtlich gemeint: Verhärtungen, Verengungen oder auch Haltlosigkeit in Muskeln, Gelenken und Körpersegmenten, die immer auch eine emotionale Bedeutung haben. Solange diese Gefühle in der Blockierung „festgehalten“ sind, bleiben sie unbewusst – jedoch sind auch unserem Bewegungs- und damit Handlungsspielraum Grenzen gesetzt. Um eingefahrene Verhaltensmuster zu verändern, müssen wir auch ihre körperliche Verankerung ändern – dazu braucht es energetische Körperarbeit.
Die Bioenergetik hilft uns auf sehr direkte Weise, persönliche Blockierungen wahrzunehmen, zu verstehen und aus alten Mustern herauszuwachsen. Mit Hilfe der Körperarbeit erleben wir fühlend, wer wir sind, welche unabgeschlossenen Konflikte wir in uns tragen und wie diese Konflikte unsere heutigen Beziehungen prägen, sei es im Beruf, in der Familie, in der Partnerschaft. Als Therapieform bietet sie die Chance zu tiefgreifender Veränderung, wo Worte, Erkenntnis und gute Vorsätze allein nicht ausreichen.
Ausführliche Darstellung
Alte Erfahrungen sind in unserem Körper gespeichert wie in einem sinnlichen Gedächtnis. Wir haben gelernt, die Luft anzuhalten, die Zähne zusammenzubeißen, den Bauch zu verspannen, uns künstlich gerade zu halten um nicht zu weinen, zu schreien, zu protestieren oder zusammenzubrechen, wenn unserem „inneren Kind“ danach zumute ist. Wenn diese Spannungen zu chronischen Haltungen werden, können wir auch in schönen Situationen nicht mehr loslassen. Auf diese Weise können wir zwar vernünftig funktionieren, aber nicht glücklich leben.
Das passiert meist unbewußt; auch unbemerkt, denn wir kennen uns ja nicht anders. Es kann sich äußern in einem unsicheren Selbstbewußtsein, Ängsten, Gefühlen der Sinnlosigkeit und Leere, fehlender Lebensfreude, Gereiztheit, Suchtverhalten, verschiedensten psychosomatischen Symptomen u.a.m.
Wichtig daran ist, dass es nicht nur um einzelne Verspannungen geht, die wir nur irgendwie entspannen müssen: unser gesamter Energiehaushalt ist betroffen. Eine eingeschränkte Atmung versorgt uns mit weniger Sauerstoff, Verdauung und Stoffwechsel sind beeinflusst, unsere gesamte „Lebensflamme“ kann gedämpft sein. Wer auf einem relativ niedrigen Energielevel lebt, fühlt sich viel labiler oder auch depressiv. In unserem Körper ist somit auch unsere energetische Struktur verankert, die wiederum unser Gefühlsleben maßgeblich beeinflusst.
Gefühle sind zunächst körperliche Empfindungen, die wir mit unserem Verstand interpretieren. Ein kribbeln im Bauch, ein „Adrenalinstoß“ entsteht durch Erregung – ob wir das für Angst oder für Verliebtheit halten, „wissen“ wir aufgrund der Situation. Manchmal wissen wir es auch nicht, oder wir bemerken es und ärgern uns darüber, dass wir so reagieren. Was jedoch nichts daran ändert.
Babys sind noch ganz und gar Körper; sie müssen erst lernen, ihre Spannungen zu regulieren und ihre Körperempfindungen einzuordnen. Die ersten Bezugspersonen – früher meist die Mutter, aber ebenso kann der Vater wichtig sein – spielen dabei mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Präsenz eine wichtige Rolle. Gelingt dieser Entwicklungsschritt nicht gut genug, so liegt hier bereits die Grundlage für spätere Probleme.
Ein Kind ist emotional von seinen Eltern völlig abhängig. Es kommt ganz lebendig, aber auch hilflos zur Welt. Im Laufe seiner Entwicklung hat es viele Schritte und Erfahrungen zu bewältigen, die schmerzlich sein können. Dazu braucht es die Liebe und Fürsorge der Eltern, die es lange Zeit uneingeschränkt liebt - egal, wie die Eltern sich verhalten. Es wird immer die Schuld bei sich selbst suchen, wenn es Gewalt, Kälte, Feindseligeit erfährt – und wenn dies hinter einer Fassade der scheinbaren Zuwendung geschieht, wird es an seiner Wahrnehmung zweifeln.
Eltern sind nie perfekt und voll eigener Themen; Kinder großzuziehen ist eine große Herausforderung. Das muß nicht immer schlimme Auswirkungen haben. Was – aus Erfahrung der bioenergetischen Therapie – für Kinder wirklich schlimm ist, das ist, wenn sie nicht „nur“ Angst haben, frustriert oder traurig sind, sondern diese Gefühle außerdem nicht zum Ausdruck bringen können. Wenn sie lernen müssen, ihre Gefühle wegzudrücken, weil sie sonst eine noch schlimmere Reaktion bekommen, und darüber ihre Integrität verlieren. Oder wenn sie mit Ihrem ganz subjektiven So-sein so schrecklich einsam sind, dass sie innerlich verkümmern wie eine Pflanze ohne Sonnenlicht. Dazu kommt die Verquickung, von Menschen so verletzt oder gar geschockt zu werden, die man doch existentiell braucht und liebt. Die Erfahrungen mit unseren ersten Bezugspersonen prägen nachhaltig, wie wir als Erwachsene Beziehungen leben und erleben.
Selbstverständlich gibt es auch traumatische Erlebnisse, die einfach zu gewaltig sind, um sie verarbeiten zu können.
Wenn Angst und Verzweiflung unerträglich stark werden, beginnt ein Kind, sich nach innen zu schützen – es entwickelt Abwehrmechanismen, um nicht mehr zu fühlen oder zu sehen, was es doch nicht ändern kann. Das geschieht je nach Alter auf verschiedene Weise. Je kleiner das Kind ist, umso totaler muß es sich gegen seine Realität abschotten. Dieser Schutz ist eine wundervolle Fähigkeit – es verbraucht aber auch viel Energie, die dann u.U. woanders fehlt. Verfestigt sich der Schutzpanzer über die Jahre, so wird er Bestandteil unserer Struktur. Das betrifft unsere Persönlichkeit ebenso wie unseren Körper, unser inneres Erleben und Verhalten nach außen. Im Körper kann man diese Struktur sehen.
Die Formen, wie sie unser Erwachsenenleben beeinflusst, sind vielfältig. Vielleicht hat unser Körper „gelernt“, daß Aufregung immer in einer bedrohlichen Situation auftritt – und reagiert mit Angst auf körperliche Erregung jeder Art, auch auf Freude, Sexualität, Prüfungssituationen u.a.m.
Vielleicht fällt es schwer, überhaupt genügend Energie zu mobilisieren, oder wir sind in unserem „Überlebenskampf“ gefangen, oder wir reagieren mit Depression auf Konflikte – und spüren gar nicht, dass kurz vor dem „Absturz“ eine sehr gesunde Aggression aufgetaucht ist, die ins Leben wollte.
Als Erwachsene sind wir nicht mehr abhängig und hilflos, wir können unser Leben in die Hand nehmen und uns die Fähigkeiten aneignen, die wir brauchen. Der Schutzpanzer schützt uns aber noch immer genauso wie als Kind. Geraten wir an unsere Grenzen, schlägt er Alarm – wir sind in unserer Blockierung gefangen. Nicht immer spüren wir das bewusst, oft gibt es rationale „Gründe“, z.B. dass die Welt eben so sei, dass wir halt nicht anders können u.a.m.
In Wirklichkeit erinnern wir uns tief innen an unseren alten Schmerz, er fühlt sich noch genauso an wie damals – genauso unerträglich. Auf dieser Ebene wissen wir tatsächlich nicht, dass wir der Not entronnen sind. Wir wollen um jeden Preis vermeiden, das noch einmal zu erleben – und gerade das bringt uns paradoxerweise immer wieder in Situationen, die genau diese Gefühle mobilisieren.
Die gesamte Psychotherapie, insbesondere die Psychoanalyse, beschäftigt sich schon lange mit diesem Phänomen.
Wilhelm Reich, Alexander Lowen und viele andere Pioniere und Begründer der körperorientierten Methoden haben die Erfahrung gemacht, dass der Schlüssel zur Veränderung im Körper liegt. Die Bioenergetik arbeitet an der körperlichen Verankerung unserer Verhaltensmuster, die sich nur auflockern und verändern lassen, wenn wir uns auch im Körper und damit in unserem Energiesystem verändern. Dabei werden wir mit Erinnerungen und alten Schmerzen konfrontiert, die es durchzuarbeiten gilt; es ist weder ein einfaches noch schnelles Verfahren. Aber es ist gründlich und sehr wirksam. Wir können die Selbstheilungskräfte unseres Körpers nutzen, mithilfe bioenergetischer Körperübungen Erdung und Energiefluß verbessern und erleben, wie lebendig wir uns fühlen, wenn wir in Kontakt mit unserem „wahren Selbst“ kommen. Mit zunehmendem Vertrauen in den Lebensprozess können wir uns vorwagen. Als Therapeutin biete ich meine Präsenz, Kontakt und Unterstützung.
Die Körperarbeit bietet einen sehr direkten Zugang zu unserem inneren Erleben. Sie konfrontiert uns nicht nur mit unseren Blockierungen, sondern auch mit unseren archaischen Anteilen. Wenn aus Quellen der Angst oder Destruktion wieder Quellen der Kraft, Lebensfreude und Kreativität werden, so ernten wir die Früchte dieses Weges. Es gilt, unsere Lebenskräfte konstruktiv leben zu lassen, vergleichbar mit dem Umgang eines Reiters mit seinem Pferd. Als Reiter kann man sein Pferd zu bezwingen versuchen und dessen Widerstand ernten, sodaß man in permanentem Kampf steht. Man kann es sogar „zuschanden reiten“ – oder Harmonie finden, indem man klar führt und doch die Natur des Pferdes achtet. Manchmal ist es sogar besser, sich vom Pferd führen zu lassen. Wie gut, wenn es dann keinen alten Groll aufgespart hat!
Dasselbe Prinzip ist gemeint, wenn von „Integration der Gefühle“ oder „Hingabe an den Körper“ die Rede ist. Das betrifft den Umgang mit Aggressionen oder auch mit der eigenen Bedürftigkeit, die sexuelle Erlebnisfähigkeit und Befriedigung; die Freiheit, sich im Kontakt zu anderen authentisch auszudrücken u.a.m.
Ebenso gilt es, innere Strukturen aufzubauen, um mit den eigenen Gefühlen klarzukommen, um Orientierung zu finden und genügend inneren Halt, sodass man auch mal loslassen kann. Der Körper hat eine eigene Logik, die sehr einfach und direkt den Weg für Veränderung aufzeigt und auch einüben lässt.
Das ist ein sehr individueller Prozess mit vielfältigen Hürden. Es tauchen immer wieder tiefere Schichten auf, die durchgearbeitet sein wollen.
Gelangen wir an unsere Lebensfreude, die tief im Innern lustvoll strömt, so finden wir einen neuen Anker: statt uns außen zu panzern, können wir in uns selbst Sicherheit finden. Überlassen wir uns der Lebendigkeit unseres Körpers, die unser „wahres Wesen“ ausmacht, so verfügen wir über eine Orientierung von innen. Wir spüren, wie wir unsere Leben bestmöglich gestalten können, welche Menschen uns zuträglich sind und welche nicht, haben kreative Ideen. Wir halten es besser aus, wenn das Leben uns Schmerzen und schwierige Zeiten beschert, und können unabhängiger unseren ganz eigenen Weg gehen. Wir haben unsere volle Energie zur Verfügung und wissen, wie wir für „Nachschub“ sorgen.
Alexander Lowen praktiziert und entwickelt die Bioenergetische Analyse seit über 50 Jahren. Seiner Erfahrung nach braucht es diese Verankerung in der eigenen Lebensfreude und Lust, um sich innerlich stabil zu fühlen und auch belastende Zeiten durchzustehen, ohne in alte Muster einzubrechen. Es ist eine Hingabe an sich selbst und das Leben an sich. (Siehe sein letztes Buch „Freude“, dort beschreibt er anschaulich und sehr tief die Essenz seiner Therapieform.)
Meine eigene Erfahrung ist, dass die Bioenergetische Körperarbeit und Therapie das Leben auf eine Art bereichert und verändert, wie man es für Geld nicht kaufen kann. Sie bietet einen sehr direkten Zugang zu den eigenen Problemen und ihren Wurzeln, ebenso wie zu Potentialen und möglichen neuen Schritten. Das gilt insbesondere für Menschen, die bereits ein gutes Körpergefühl haben. Wer das erst entwickeln möchte, muß ein wenig Geduld mitbringen und die Bereitschaft, dem eigenen Widerstand ins Auge zu blicken – möglicherweise ist der besonders stark, und das hat immer einen Grund in der Lebensgeschichte.